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Bäume und Sträucher für Pferde

Bäume und Büsche als Pferdefutter?

Wozu sollte man sie anbieten?

In erster Linie sind Bäume und Büsche, zusammenfassend „Gehölz“, wunderbar dazu geeignet, eine lange Futteraufnahmedauer, schnelle Sättigung und gleichzeitig wenig Energieaufnahme zu realisieren. Sie sind also besonders sinnvoll bei der Fütterung von Pferden, die rationiert ihr Raufutter bekommen und alles auf eine möglichst lange Fressdauer abzielt. Durch die harte Struktur kauen Pferde ungefähr drei Mal länger an einem Kilo Holz als an einem Kilo Heu. Auch die Kaugeschwindigkeit wird verringert und der Speichelfluss enorm angeregt. Dadurch, dass die aufgenommenen Fasern ein sehr hohes Quellpotential haben, kann mit wenig Aufnahme ein voluminöser Futterbrei im Darm entstehen und für eine schnellere Sättigung sorgen. Daher kann bei einer rationierten Fütterung ein Anteil Holz mit eingerechnet werden, der wenig Energie beiträgt, dafür aber Beschäftigung, Kauschläge und Sättigung.

Den Hauptbestandteil macht Cellulose aus, welche im Dickdarm die gesunde Darmflora ernährt und dadurch etwas Energie produziert wird. Ein weiterer Bestandteil ist Lignin, welches im Verdacht steht, unverdaulich zu sein. Das stimmt so jedoch nicht. Pferde können bis zu 20% verdauen, Esel und Maultiere sogar noch mehr. Aus diesem Grund können Esel/Maultiere auch einen Gehölzanteil von einem Drittel der Ration sehr gut vertragen. Bei Pferden ist eine Obergrenze von maximal 2-4g/kg Körpermasse zu empfehlen. Das ist die gängige Menge, die Pferde noch aufnehmen, wenn sie bereits eine ein Drittel Stroh und zwei Drittel Heu Ration zur Verfügung haben. Man sollte seine Pferde trotzdem immer gut beobachten, denn in Ausnahmefällen wie bei sehr gestörtem Essverhalten kann es zu extremen Aufnahmemengen kommen. Natürlich sollte Holz auch niemals als alleiniges Futtermittel zur Verfügung stehen! Es ist theoretisch möglich, ein Pferd rein über Bäume und Büsche mit allem zu versorgen, ABER das ist keines Falls gesund!!

Normalerweise fressen Pferde auch nur die äußeren Schichten bei größeren Ästen. Das Kernholz in der Mitte eines Stammes (So auch im meisten Brennholz: NICHT geeignet!) ist giftig und wird auch eigentlich gar nicht angerührt

Welche Gehölze sind geeignet?

Weide, Birke, Ulme, Linde, Obstbäume (ohne Früchte), Erle, Hainbuche, Haselnuss, Rotdorn, Weißdorn, Esche, Sanddorn, Pappel, Schlehe, Wildbirne, Johannisbeere, Stachelbeere, Rosengewächse (Außer Christ- und Pfingstrose!), Felsenbirne, Apfelbeere, Hartriegel, Roseneibisch, Kirschen.

Welche Gehölze sind giftig?

Esskastanien, Forsythie, Perückenstrauch, Walnuss, Holunder, Sommerflieder und Bergahorn.
Nadelgehölze sind wegen ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen schon in kleineren Mengen gut zu bedenken und können für empfindliche Pferde Probleme bereiten.
Natürlich sind auch die typischen Giftpflanzen wie Lebensbaum, Eibe, Buxbaum und Co. nicht zu verfüttern. Sieh dir hier unseren Beitrag zu Giftpflanzen an.

Besonderheiten:
Eichen, Buchen und Obstbäume während der Fallzeit der Früchte am besten absperren, da man nie wissen kann, wie viel die Pferde tatsächlich davon aufnehmen.

Sind Gehölze also sinnvoll für alle Pferde?

Wie schon gesagt, ist Gehölz besonders zur Fütterung von zu dicken Pferden geeignet. Generell hat es einen positiven Effekt auf alle gesunden Pferde. Alte und dünne Pferde brauchen energiereicheres Futter und nicht unbedingt einen Sattmacher, um aufzubauen, deshalb sollte Gehölz keinen Teil der regulären Ration darstellen. Pferde mit Zahnproblemen können das Holz nicht vernünftig kauen und es kann zu Verstopfungen in der Speiseröhre, Magen und Darm Trakt kommen, weshalb es für diese ebenfalls nicht geeignet ist. Nadelgehölze sind wie schon erwähnt aufgrund ihres hohen Anteils an ätherischen Ölen gerade für magenempfindliche-, kranke- oder vorerkrankte- sowie tragende Pferde nicht zu empfehlen. Dann lieber keine Gehölze oder einfach eine geeignete Art.

Weihnachtsbäume: Futter oder nicht?

Die meisten billigen Weihnachtsbäume werden extrem gespritzt und wachsen auf großen Monokulturplantagen. Sie sind also absolut nicht für Pferde geeignet. Biobäume, bei denen auch noch mal ein Insekt auffindbar ist, sind eher geeignet, aufgrund der vielen ätherischen Öle aber nur in geringen Mengen.
Empfehlung: Ein Weihnachtstannenbaum auf mindestens zehn Pferde in der Nachweihnachtszeit und nicht jeden Tag oder jede Woche einen Neuen. Natürlich sollte drauf geachtet werden, dass jeglicher Schmuck entfernt wurde.

Beschaffung

Man kann ganz einfach selbst Äste schneiden und den Pferden in den Auslauf legen. Dabei muss man jedoch auf ein paar Dinge achten. Im besten Fall hat man ein eigenes Grundstück, auf dem entsprechende Bäume wachsen oder direkt am Stall. In Stadtnähe lohnt es sich beim Schrebergartenverein nachzufragen, diese wollen ihren Grünschnitt auch gerne mal loswerden. Nur aufpassen, dass nichts Giftiges dabei ist!
Das Schneiden von Ästen irgendwo im Wald oder am Wegesrand ist allerdings verboten! Dafür sollte man Rücksprache mit dem Bürgermeister oder dem Förster halten

Bäume im Auslauf

Geeignete Bäume direkt am Stall zu haben, ist wahrscheinliche die praktischste Variante. Selbst Bäume anpflanzen, um sie später nutzen zu können, ist ebenfalls eine Idee und zusätzlich eine wertvolle Tat für die Umwelt.
Je mehr verschiedener Bewuchs auf den Pferdeausläufen, desto höher ist die vorhandene Artenvielfalt, welche sich auch auf die Gesundheit der Pferde auswirken kann. Bäume und Büsche bieten dazu einen natürlichen Witterungs- und Sichtschutz. Sind es dazu noch Nutzpflanzen, können sie sogar von den Besitzern abgeerntet werden. Bäume und Sträucher im Auslauf und rings um den Stall haben also viele Vorteile. 

Quellen:

Was blüht denn da?, Kosmos Verlag
www.offenstallkonzepte.com
Pferdehaltung und Permakultur, Dr Tanja Romanazzi
Purzel speckt ab, Constanze Röhm
Rahmann G (2004) Gehölzfutter – eine neue Quelle für die ökologische Tierernährung. Landbauforsch Völkenrode SH 272:29-42