Um zu bestimmen, ob eine Weide ein hohes Fruktanrisiko besitzt, ist neben der Kenntniss über die Düngung, das Vegetationsstadium, die Nutzungsintensität und das Wetter, auch die Gräserzusammensetzung zu beachten. Grünland besteht aus drei verschiedenen Überkategorien von Bewuchs: Gräser mit einem Anteil von 70-80%, Kleeartige mit 10-15% und Kräuter auch mit 10-15%. Hier soll es um den Hauptbestand, die Gräser gehen und deren Fruktangehalte.
Fruktane kommen nicht in jeder Pflanzenart vor und so entwickelte sich die Einteilung der Gräser in drei Gruppen.
Fruktan speichernde „nördliche Typen“ in kühleren klimatischen Bereichen, z.B. gemäßigte Zone
Stärke speichernde „südliche Typen“ in überwiegend wärmeren klimatischen Zonen
Intermediäre Gruppe, die sowohl Stärke als auch Fruktan speichern kann
Auf europäischen Pferdeweiden variiert der Fruktangehalt erheblich. Es gibt Gräser, die grundsätzlich höhere oder niedrigere Fruktangehalte aufweisen. Zu den Gräsern mit sehr hoher Konzentration zählen die Rye-Gräser, bei uns bekannt als Deutsches oder Welsches Weidelgras. Dagegen speichern andere Vertreter, wie Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenfuchsschwanz und Wiesenlieschgras, bedeutend weniger Fruktan.
Neben den verschiedenen Gräserarten gibt es auch unterschiedliche Sorten, die sich im Fruktangehalt unterscheiden.
Eher hoher Fruktangehalt
Deutsches Weidelgras
Welsches Weidelgras
Eher geringer Fruktangehalt
Wiesenschwingel
Wiesenfuchsschwanz
Wiesenlieschgras
Wiesenrispe
Rotschwingel
Knaulgras
Kammgras
Die häufigsten Gräser im Portrait:
Deutsches Weidelgras, auch Englisches Raygras (Lolium perenne) Verbiss und -trittfestes andauerndes Untergras mit hoher Konkurrenzkraft vor allem in frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Gut geeignet bei entsprechender Düngung für gute Leistung bei hoher Schnittanzahl oder starker Beweidung. Blütenstand: Unbegrannte Ähre mit kleinen Ährchen Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt Es gibt verschiedene früh-, mittel- und spätblühende Arten mit unterschiedlich hohen Fruktanspeichern. Generell ist der Fruktangehalt in diesen Gräsern aber höher als in anderen Gräsern.
Welsches Weidelgras, auch Italienisches Raygras (Lolium multiflorum) Nicht für Dauergrünland geeignetes (1-2 jähriges) Obergras. Bei entsprechender Düngung gut zur Schnittnutzung geeignet. Wächst gut auf frischen bis mäßig feuchten mittelschweren Böden. Blüte: Begrannte Ähre mit Ährchen. Blätter: Unbehaart, Oberseite gerieft, Unterseite stark glänzend und durchgehend gekielt Auch hier gibt es verschiedene Sorten, aber der Fruktangehalt ist generell höher als bei anderen Gräsern.
Wiesenschwingel (Festuca pratensis) Sehr winterhartes, horstbildendes Obergras mit hohem Blattanteil. Gutes Nachwuchsvermögen, geeignet für mittlere Nutzungs- und Düngungsintensität und bedingt weidefest. Häufig zusammen mit dem Wiesenfuchsschwanz auf frischen feuchten Wiesen anzutreffen. Blüte: Doppelte Traube mit unbegrannten Ährchen Blätter: Blattunterseite glänzend, Einschnürung im oberen Blattdrittel. Besitzt eher eine niedrigere Fruktanspeicherung als andere Gräser.
Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) Sehr früh austreibendes winterhartes aber wenig weidefestes ausdauerndes Obergras. Wächst gerne auf frischen bis feuchten nährstoffreichen Lagen. Bei entsprechender Düngung Höchsterträge und 4 Schnitte möglich. Blüte: Scheinähre, seidig glänzend, früh blühend mit Ährchen mit kleiner Granne, Blüte ist abstreifbar Blätter: Gerieft, in der Mitte Streifen ohne Riefen; das oberste Blatt weist meist schräg nach oben; am Blattrand befinden sich kleine Zähnchen Sehr geringe Fruktaneinlagerungen.
Wiesenlieschgras, auch Timotheegras (Phleum pratense) Horstartig wachsendes spätes Obergras, welches besonders winterhart und vielschnittverträglich ist. Bevorzugt auf frischen bis feuchten bindigen Böden, ist dürreempfindlich, verträgt aber Überschwemmungen. Blüte: dichte zylindrische Scheinähre, spät blühend mit Ährchen in Stiefelknechtform Blätter: Bläulich-blaugrüne Farbe, Unterseite matt Trotz des hohen Futterwertes, enthält das Lieschgras nur geringe Mengen Fruktan.
Wiesenrispe (Poa pratensis) Wichtiges Untergras, welches mit seinen unterirdischen Ausläufern eine dichte Grasnarbe bildet. Ausdauernd, winterhart, besonders für trockene Lagen wichtiges Mäh- und Weidegras. Wird leicht verdrängt durch konkurrenzstarke Arten und auf nassen verdichteten Flächen von der Gemeinen Rispe ersetzt. Blüte: Echte Rispe, meist 5 ungleiche Äste pro Ansatz mit kleinen unbegrannten Ährchen Blätter: Dunkelgrün, kahnförmig zugespitzt, Skispur in der Mitte, Unterseite stark glänzend. Die Wiesenrispe enthält nur eine geringe Menge an Fruktan.
Rotschwingel (Festuca rubra) Anspruchsloses Untergras für nährstoffärmere Standorte und extensiver Nutzung. Sehr winterhart, verträgt raues Klima, Trockenheit, saure Böden und wirkt auch narbenbildend. Es sind zwei Unterarten bedeutend. Eine ausläufertreibende und eine horstbildende Art. Der Rotschwingel hat einen niedrigen Futterwert, aber auch einen geringen Fruktananteil im Vergleich zu anderen Gräsern.
Knaulgras (Dactylis glomerata) Stark horstbildendes ausdauerndes Obergras für ein intensives Nutzungs- und Düngungsniveau. Gut weideverträglich mit großem Nachwuchs. Sehr hoher Futterwert bei frühzeitiger Nutzung, treibt früh aus und verholzt dann schnell und kriegt harte Stängel. Blüte: Echte Rispe mit einem Ast pro Ansatzstelle, Ährchen sind grannenspitzig und bilden „Knäuel“ Blätter: Ungerieft, hellgrün mit kräftigen flachgedrückten Blatttrieben Bei späterer Nutzung stellt das Knaulgras die perfekte Grasart für leichtfuttrige Pferde da und weist einen sehr geringen Fruktangehalt auf.
Kammgras (Cynosurus cristatus) Völlig weidefestes Untergras, dass kleine blattarme Horste bildet. Die Blätter werden gern gefressen, die Stängel sind meist zu zäh. Wächst gerne in frischen bis feuchten Wiesen und Weiden, besonders im Gebirgs- und Seeklima. Blüte: Scheinähre, Spindel seitlich unverdeckt, kammartig abstehende Ährchen Blätter: deutlich gerieft, sehr kahl, kurz und spitzt allmählich nach oben hin zu Enthält wenig Speicherkohlenhydrate in Form von Fruktan.